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Woche der Brüderlichkeit

Bischof Dr. Felix Genn (links) und Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow (rechts) gratulierten dem engagierten
Musiker und Preisträger der Buber-Rosenzweig-Medaille, Peter Maffay. ONsüd-Bild: pbm

Peter Maffay für sein vielfältiges Engagement ausgezeichnet

„Woche der Brüderlichkeit“ in Recklinghausen mit Festakt eröffnet


Recklinghausen (pbm/mek). Mit einem Festakt im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen ist die diesjährige „Woche der Brüderlichkeit“ bundesweit eröffnet worden. Im Mittelpunkt der Feier stand die Verleihung der Buber-Rosenzweig-Medaille an den Musiker Peter Maffay für sein entschiedenes Eintreten gegen antisemitische und rassistische Tendenzen in Politik, Gesellschaft und Kultur.

Die zahlreichen Veranstaltungen der bundesweit 84 Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit stehen in diesem Jahr unter dem Leitthema „Angst überwinden – Brücken bauen“. Wie wichtig der Dialog gerade in einer Zeit gesellschaftlicher Herausforderungen sei, in der viele Menschen Angst vor dem Fremden hätten, betonte Dr. Margaretha Hackermeier, katholische Präsidentin des Deutschen Koordinierungsrates, in ihrer Eröffnungsrede. Dafür brauche es starke Partner, aber auch jedem Einzelnen gelte der Auftrag, Brücken zu bauen. „Peter Maffay, einer aus der Mitte unserer Gesellschaft, hat schon früh darauf aufmerksam gemacht: Der Rechtsradikalismus in unserem Land ist keineswegs verschwunden. Und er hat dies laut und deutlich eingeklagt“, zollte sie dem Preisträger Respekt.

Auch Ministerpräsident Armin Laschet würdigte sowohl das Engagement Maffays als auch die Arbeit der christlich-jüdischen Gesellschaften, die sich seit 1952 für den christlich-jüdischen Dialog einsetzen. Gerade in der digitalen Zeit, in der es kein wirkliches Gegenüber in den Netzwerken mehr gebe, sei es wichtig, im direkten und persönlichen Gespräch zu sein. „Wir müssen gegen jede Form von Antisemitismus angehen“, sagte Laschet. Sein Wunsch sei es, dass Christen, Juden und Muslime sich am 9. November beim Gedenken an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren in einer gemeinsamen Erklärung gegen Hass und Völkermord aussprechen.

In seiner Laudatio stellte Prof. Udo Dahmen, Direktor der Popakademie Baden-Württemberg, das vielseitige soziale Engagement von Peter Maffay vor. „Er singt nicht nur über seine Visionen für eine bessere Welt auf der Bühne, sondern er tritt auch für die Werte ein, die ihm am Herzen liegen“, sagte Dahmen. So zum Beispiel mit seiner Stiftung, die sich um benachteiligte Kinder kümmert oder den Austausch von deutschen, israelischen und palästinensische Jugendlichen fördert. Maffay sei es wichtig, dass junge Menschen lernen, über den Tellerrand zu schauen. „Der Mut zum Wandel, zur positiven Veränderung, zur Toleranz durch Brücken bauen hat Peter Maffay immer angetrieben“, hielt Dahmen fest.

Maffay selbst würde den Preis am liebsten zerteilen, denn „ohne die vielen Unterstützer, die ich habe, würde die Arbeit nicht funktionieren“. In seiner Musik wolle er Betrachtungen über das verarbeiten, was ihm wichtig erscheine, um diesen Impuls an die Menschen weiterzugeben. „Wir leben in einer Demokratie, in der wir frei unsere Meinung äußern können. Wenn wir uns das erhalten wollen, müssen wir uns gegen die Gefahren einsetzen, die einer solchen Gesellschaft drohen“, erklärte Maffay.

Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow, Rabbiner Prof. Dr. Andreas
Nachama 
und Bischof Dr. Felix Genn segneten die Menschen zum
Abschluss 
der christlich-jüdischen Glaubensfeier. ONsüd-Bild: pbm 
Bereits am Samstagabend hatte der Deutsche Koordinierungsrat zu einer christlich-jüdischen Gemeinschaftsfeier mit Ansprachen von Bischof Dr. Felix Genn, Rabbiner Prof. Dr. Andreas Nachama und Landeskirchenrat Dr. Vicco von Bülow eingeladen. Gemeinsam betonten sie, wie wichtig es sei, die Angst vor dem Fremden abzubauen. Genn verwies dabei auf die Erinnerung. „Sie ist nicht bloß eine rationale Größe, ein Nachdenken über Vergangenes, sondern ein ‚Zurückgehen mit dem Herzen‘ wie Papst Franziskus es ausgedrückt hat.“ Die Erinnerung sei notwendig für die Zukunft, „weil sie uns an die Wurzeln unseres Glaubens und unserer Kultur führt, und weil sie uns hilft, allen Kräften zu wehren, die eine so unsagbare Schandtat wie die Schoah möglich machten“. Der Bischof wünschte sich, dass von der „Woche der Brüderlichkeit“ ein Impuls aus dem reichen Erbe Israels alle Menschen guten Willens im Herzen berühre und ergreife. „Die Erinnerung ist die Brücke, die Ängste abbaut und neues aufbaut.“

Zum Abschluss der Glaubensfeier, die musikalisch von der Altstadtkantorei Recklinghausen und dem Vokalensemble der jüdischen Gemeinde in Recklinghausen gestaltet wurde, segneten Genn, Nachama und von Bülow gemeinsam die Anwesenden in der Christuskirche.